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Hier wird umgebaut. Diesen Absatz lasse ich:

 

 

Eine Zensur findet nicht statt!

Ich wollte auf der Höhe der Zeit das Online-Angebot des Arbeitsamtes nutzen und mir in der Jobbörse ein aussagekräftiges Profil erstellen, das bei potentiellen Arbeitgebern Interesse erweckt. Leider sind die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten stark eingeschränkt, und mit der Zeit war Schluss mit lustig, wenn ich einen durchüberlegt erstellten Text in die entsprechende Kategorie abspeichern wollte, und dieser daraufhin im virtuellen Nirwana verschwand. Es war mir vor allem nicht möglich, meinen Lebenslauf übersichtlich und attraktiv darzustellen. Das ist mir nicht gleichgültig, und ich schrieb das auch so hin, damit es potentielle Arbeitgeber würdigen. Leider nahm das Arbeitsamt Anstoß daran, und nach der Aufforderung, diese Bemerkung wieder zu entfernen, wurde meine Registrierung wie angedroht gelöscht. Dadurch war ich natürlich auch ein paar Tage nicht in der Jobbörse präsent, obwohl das doch im Widerspruch zur Aufgabe des Arbeitsamtes steht.

Unglaublich aber wahr! 
[Bilder folgen noch].

 

 

 

 

Arbeitswille

 

Letztes Jahr habe ich meine Arbeit verloren. Das passiert Vielen.


Immerhin war ich über 10 Jahre bei der selben Teerbau-Firma. Die Kollegen sind feine Kerle, mit denen es immer angenehm zu arbeiten war, von den, anscheinend obligatorischen, zwei oder drei allwissenden und munter herumkommandierenden Kollegen mal abgesehen. Ebenso hatte ich mit absolut keinem der Lastwagenfahrer ein Problem, genausowenig wie sie mit mir (Behaupte ich mal so).

Ich habe mir sehr wohl die Pfoten schmutzig gemacht, habe mich hingebuckelt, die schikanösen Einfälle des Vorarbeiters, die herabwürdigenden Bemerkungen des Niederlassungsleiters geduldig ertragen, und bin auch nie durch Aufmüpfigkeit aufgefallen.

Während der Kur im letzten Sommer, die mir im übrigen 100%ig gutgetan hat, habe ich telefonisch den Kontakt mit der Firma gehalten, wie es auch mit dem Niederlassungsleiter vereinbart war.
Dann erfahre ich, eine Woche vor Beendigung der Kur, dass „sie“ mich nicht mehr wollen. Die „Freundlichkeit“, mit der der Niederlassungsleiter mir Bescheid gab, war schon ein erster Schlag.
Das konnte ich verkraften.
Von der Kur bin ich mit soviel Schwung heim, mit Frische, Begeisterung, Elan, unkonventionellen Ideen... Ich begann, mich für eine Umschulung zu interessieren. Und zwar im Wellnessbereich.

Ich wohne in einem Kneippkurort, „Bad“ im Namen, und wenn ich den Politikern glaube (warum sollte ich nicht?  ), dann beginnt der Boom bei Wellnessberufen erst noch in unserer Gegend. Oder anders gesagt: Wellnesskundige sind in wenigen Jahren gefragte Leute!
Mein Interesse kommt nicht von ungefähr: Ich habe mich immer schon für solche Themen interessiert, während der Kur kam ich in geballtem Ausmaß mit Methoden wie Kneippsche Anwendungen, Progressive Muskelentspannung, Qi Gong, Meditation, Spiritualität und was weiß ich in Kontakt, und aufgrund meines „abwechslungsreichen“ Lebenslaufs habe ich mehr als Andere eine Vielfalt von verschiedenen beruflichen Einblicken gemacht, die in ihrer Gesamtheit ein breites „Ganzheitlichkeitsspektrum“ abdecken.
Es gäbe etwa das Berufsbild Vital- und Wellnesstrainer, oder Wellnessmasseur. Bei uns im Ort ist sogar eine bundesweit bekannte halbstaatliche Fachschule, die eine Ausbildung zum Vital- und Wellnesstrainer anbietet. Übrigens auch zum Wellnesskosmetiker/in, aber das ist dann vielleicht doch nicht so meine Richtung.

So, und jetzt wird's ernst: Diese Berufe sind keine vom Arbeitsamt anerkannten Berufsbilder. Und also gibt es keine Finanzierung, zumindest nicht von dieser Behörde.
Ich bin flexibel. Eine ordentliche Ausbildung als Grundlage muss sein, sei es als Masseur oder als Physiotherapeut oder so, ständige Weiterbildungsbereitschaft wird ja eh vorausgesetzt. Ich habe mich übrigens mal erkundigt: Keine Schule fände etwas dabei, mich mit doch schon auf die 50 zugehend aufzunehmen. Da wäre ich nicht der Einzige und nicht der Erste.
Aber: Die Entscheidung liegt beim Ergebnis einer amtsärztlichen Untersuchung. Ich warte also kaum zwei Monate auf einen Termin, fahre extra 60 km nach Schwandorf zum (zugegeben recht freundlichen) Amtsarzt, und warte dann wieder kaum drei Wochen auf das Ergebnis.
Ergebnis: Ich bin in der Lage, meine bisherigen Tätigkeit weiter auszuüben. Also – gibt es keine Umschulung. Basta!

Ich frage mich nur, welche Krankheit ich haben müsste, um umschulen zu dürfen?!
Immerhin, ich darf Kurse belegen, welche und soviele ich will – wenn ich sie selber finanziere.  Allerdings ohne Unterhaltsgeld oder so. So einfach ist das.
Ich habe von September bis November einen Rot-Kreuz-Kurs belegt als „Helfer in der Pflege“. 200.- €. Selbst bezahlt. Ich sehe diesen durchaus anspruchsvollen Kurs als Basis für weitere Fortbildungen. Der nächstbillige Kurs kostet 500.- €: 5-Tage-Ausbildung zum Fußpfleger. Ich und Fußpfleger? Und eine abgeschlossene Ausbildung in 5 Tagen? Dann geht's weiter mit 2500 .- € aufwärts. Das war's dann wohl.

Der Wahnsinn ist doch der: „Lebenslanges Lernen blablabla Lernbereitschaft blablabla Flexibilität blablabla Motivation blablabla...“ Das ist das arbeitsmarktpolitische Mantra, und in der Praxis nur hohles Geschwätz.
Auch wenn mir diese Situation nicht gefällt, versuchte ich, zumindest andere Kurse, die ich brauchen könnte, zu ergattern. Die Dozenten müssten doch froh sein, wenn sie freiwillige, also motivierte, Teilnehmer hätten. Aber so einfach ist das nicht. Die Kurse müssen zur bisher ausgeübten Tätigkeit passen, und Teerbau hat definitiv nichts mit den Angeboten zu tun. Dass ich einen ordentlichen Beruf mit Abschluss erlent habe (Facharbeiter, nicht in der Baubranche), dass ich so unterschiedliche Tätigkeiten wie Nachhilfelehrer, Holzknecht, Fremdenführer, Sägewerker, Schankkellner ausgeübt habe, interessiert nicht. Anfang März wurde ich dann zu einem Bewerbungstraining geschickt, wo wir am PC Bewerbungen unter Aufsicht schreiben mussten.
Immerhin weiß ich jetzt, dass es für Bewerbungen die DIN 5008 gibt, dass es seit meiner Schulzeit deutliche Veränderungen gibt, und ich habe einige Vorlagen, bei denen ich nur meine persönlichen Daten einsetzen muss.

An den letzten Samstagen vor der Bundestagswahl hatten die verschiedenen Parteien bei uns auf dem Marktplatz, so wie in wohl jeder größeren Ortschaft bundesweit, ihre Informationsstände aufgestellt. Meistens waren dann die Spitzenkandidaten präsent. Ich konnte es nicht lassen - ich bin, kaum von der Kur daheim, hingegangen zu den einzelnen Kandidaten und sprach das Thema Lebenslanges Lernen an, und sparte nicht mit konkreten Details. Und die Antworten waren immer gleich, so verschieden die Parteien auch sonst sind: "Ja, es muss was getan werden", oder "unser arbeitsmarktpolitischer Sprecher, der für das Thema kompetent ist, ist gerade in der Nachbarstadt, aber wenn er da wäre, würde er sicher..." oder "ohhja, da gebe ich ihnen vollkommen recht..." oder...

"Schuld an der Situation ist der Arbeitssuchende selber blablabla", dieser Ungeist ist von den Stammtischstrategen schon längst auf die Spitzenpolitiker übergegangen.


Es ist einfach nicht zu fassen, dass ganz konkrete Eigeninitiative genauso wenig wert ist wie „Dust in the Wind“.
Und dass meine Stimmung davon nicht aufgebaut wird, brauche ich auch nicht zu erwähnen.

Unglaublich aber wahr!

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